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Reisebericht Klaus

Im Dezember diesen Jahres hatte ich die Möglichkeit, einige Tage auf den kapverdischen Inseln zu verbringen. Der Hauptgrund dieser Reise war ein Besuch auf der ITOMA.

Bei der ITOMA handelt es sich um eine schwimmende Surfstation, die wir bei Happy seit diesem Winter im Programm haben. Die Woche auf dem Schiff war so eindrucksvoll, daß ich Dir einen persönlichen Reisebericht zukommen lassen möchte.

Die ITOMA ist ein Katamaran, mit einer Länge von 23 Metern und ca. 500 qm Nutzfläche. Platz genug, um eine komplette Surfstation unterzubringen. Bis zu 18 Gäste finden Surfbedingungen, wie ich sie selbst noch nie erlebt habe. Doch dazu später mehr. Die ITOMA ist Hochsee tauglich und Bauart bedingt ein absolut sicheres Schiff. Zwei Motoren mit jeweils 420 PS bringen einen an die schönsten Surfplätze dieser Welt. Zur Navigation stehen die modernsten Geräte zur Verfügung. Am eindrucksvollsten ist sicher das General Position System, kurz GPS genannt. Es ist mit dem Autopiloten verbunden und gibt dem Kapitän die Möglichkeit, die komplette Route am Computer zu planen und durchzuführen. Was anfangs nach einer Spielerei aussieht, entpuppt sich im Laufe der Reise zu einem absolut sicheren und zuverlässigen Steuerungssystem. Tom der Kapitän erklärt interessierten Gästen gerne wie dieses Satelliten - Navigationssystem funktioniert. Aber nicht nur im Kommandostand wird neueste Technik eingesetzt. Auch für die täglichen Dinge des Lebens ist gesorgt. So produziert eine Meerwasserentsalzungsanlage nicht nur schmackhaftes Wasser, sondern sorgt auch für tagelange Unabhängigkeit vom Festland. Bis zu 4000 Liter Wasser können pro Tag produziert werden! Wolfgang der Koch an Board sorgt dafür, daß es nicht nur genug Getränke, sondern auch super gutes Essen gibt. In seiner komplett ausgestatteten Küche zaubert er wahrhaft erstklassiges Essen. Im "großen Saal"des Schiffes findet man neben einer kleinen Bar eine Video- und Audio- Anlage, die keine Wünsche offen läßt. Vor allem bietet das Schiff hier Platz zum Essen und Leben. Sowieso kann man sich getrost von der Vorstellung verabschieden auf engstem Raum zusammengepreßt zu werden. Klar ist der Platz begrenzt, aber schon bei der Konstruktion des Schiffes war es Ziel, daß überall genügend Stehhöhe und soviel Platz wie möglich zur Verfügung stehen soll. So sind die Kabinen mit normalen, großen Betten und "richtigen" Waschbecken ausgerüstet. Auch die Duschen sind groß genug, um erwachsenen Menschen genügend Platz zu bieten.

Der gute Geist des Schiffes ist Imre, ein Ungar, der früher am Plattensee die größte ungarische Surfstation geleitet hat. Er sorgt dafür, daß alles an seinem Platz ist und die Ordnung auf dem Schiff nicht verlorengeht.

Am meisten interessiert natürlich die Surfstation. Ca. 45 Boards und 50 Riggs sind im Heck des Schiffes angebracht! F2 und Polakow Boards und Neil Pryde Segel von 3,7 bis 7,5 qm. Max ist für das Material verantwortlich und hat alles im Griff. Der Windmesser an Board zeigt satte 5 Bft. und man entscheidet sich welches Brett und welches Segel es sein soll. Den Rest erledigt Max. Über eine Treppe steigt man ins Wasser, übernimmt das angereichte Segel und surft los. Wenn man ein kleineres Segel oder Brett braucht, surft man an die Anlegeleine, sagt was man will und bekommt es prompt gereicht. Purer Luxus an den man sich erst einmal gewöhnen muß.

Und damit haben wir dann auch die komplette Crew: Imre, TOM und MAx. Eben ITOMA.

Nun mein Reisebericht.

Ich flog mit der CONDOR von Frankfurt via Banjul nach Sal. Der Zwischenstop in Banjul kostet einen mindestes zwei Stunden, so daß ich nachts um ca. 22:00 Uhr in Esparago auf Sal ankam. Max wartete schon auf uns und mit dem Taxi ging es sofort weiter nach Santa Maria an die Südküste von Sal. Der Vollmond schien und wir konnten die Hotels Morabeza, Belorizonte und Djadsal erkennen. Der Ort Santa Maria war noch hell erleuchtet und die Surfer zogen scheinbar noch um die Häuser. Über einen primitiven Steg kamen wir zur Anlegestelle des Motorboots, welches uns zur ITOMA übersetzen sollte. Auf dem Schiff angekommen, bezogen wir erst einmal unsere Kabine und trafen uns dann an der Bar zu einem Welcome-Drink. Die anderen Gäste waren schon am schlafen und Max meinte, sie wären heute ordentlich lange gesurft und vielleicht deswegen schon in den Betten. Mir war von dem vielen Fliegen und dem Geschaukel etwas flau im Magen und so wurde nichts aus einem langen Abend an Bord. Die Koje war in diesem Moment mein bester Freund.

Am nächsten Morgen wachte ich schon früh auf und war um 06:30 an Deck. Scheinbar wurde wirklich viel gesurft, bis 8:00 Uhr war keiner der Gäste an Deck zu sehen. Umso aktiver war die Crew. Tom der Kapitän saß über seinen Seekarten, Imre checkte die Vorräte, Wolfgang war schon in seiner Küche zugange, nur Max konnte ausschlafen, da für den Vormittag eigentlich kein Surfen geplant war.

Ein Rundgang auf dem Schiff überzeugte mich endgültig. Hier wird wirklich gesurft! Die Ausstattung der "Station" unterscheidet sich kein bißchen von der einer festen Station an Land. Die Riggs werden gabelbaumlos gelagert, die Boards liegen in typischen Regalen. Eine Süßwasserdusche, Platz für die Anzüge, Ersatzfinnen etc. haben ihren festen Platz. Alles machten einen prima Eindruck; und feucht waren die Anzüge auch noch.

Marion und Markus waren dann die ersten, die den Niedergang hochkamen und die Nasen in den Wind hielten. "Sieht besser aus als gestern" sagte Markus und ging aber erst einmal zum Frühstück. Nach und nach kamen immer mehr Gäste an Deck. Hans aus Wien, Annemarie aus der Schweiz und Arnold, der weitgereiste Österreicher, waren die Ersten, die ich kennenlernte.

Was mich etwas irritierte, war der Windmesser, 4-5 Bft. und keiner der Surfis war unruhig. "Ich will ja nicht aufdringlich sein", wandte ich mich an Max, „aber der Wind ist ganz gut und ...,“ "willst du schon mal auf's Wasser", kam er mir zuvor und war schon auf dem Weg nach hinten. "Du bist ja nicht der Leichteste, so ein 7 Nuller kannst du schon vertragen". Der österreichische Dialekt irritierte etwas, aber mit allem anderen hatte er Recht. So kam ich zu meinem ersten "ITOMA Surf" und saß eine gute Stunde später grinsend am Frühstückstisch.

Trotz der Schaukelei des Bootes blieb das Frühstück da, wo es hingehörte. Auch die anderen Gäste hatten keine Probleme mit Übelkeit oder Seekrankheit. Tom erklärte uns, daß ein Katamaran immer recht ruhig im Wasser liegt und wir uns nur bei der Rückfahrt von Bovista etwas "verschaukelt" vorkommen werden. Keiner wußte so recht, was er damit meinte, wir sollten uns aber später an seine Worte erinnern.

Nach dem Frühstück wurden die Anker gelichtet und wir nahmen Kurs auf die ca. 30 Kilometer entfernte Insel Boavista. "Es ist ordentlicher Atlantikswell angesagt, da ist Boavista perfekt", klärte Imre uns auf und wir legten uns auf's Oberdeck in die Sonne. Nach einer Weile war ich zu Tom in den Kommandostand gegangen und hab mir die Einzelheiten der Navigation erklären lassen. Ich bin ja kein Fachmann, aber nach ein paar Tagen konnte ich Routen planen, Kurse bestimmen und Fahrzeiten errechnen und es hat richtig Spaß gemacht; gefahren sind wir dann aber immer mit den Daten, die Tom ausgerechnet hat.

Nach zwei Stunden war Boavista in Sicht und Max erklärte uns schon einmal, was uns für ein Surfrevier erwartet. Eine riesige Bucht mit schräg ablandigem Wind und spiegelglattem Wasser im inneren Bereich der Bucht. Kleine Wellen zum Springen etwas weiter draußen und richtig große Wellen an der Hafenmauer. Durch eine kleine vorgelagerte Insel wäre alles schön sicher und überschaubar. Das hörte sich alles nach einem ziemlich perfekten Spielplatz für Windsurfer an. Als wir dann mitten in der Bucht Anker warfen, trauten wir dem nicht so richtig was wir alle sahen. Weiße Sanddünen umrahmen den westlich Teil der Bucht, im Süden der Bucht lag der Ort Sal Rei und die Hafenmauer hielt den Atlantikswell aus der Bucht. Dafür brach der Schwell vor der Mauer mit gigantischem Getöse. Die Bucht ist so groß, daß man in dem Flachwasser hin und her heizen kann, ohne je mit den Wellen Kontakt zu kommen. Wer springen wollte, mußte etwas aufkreuzen und konnte dann volle Pulle über 1 Meter hohe Sprungschanzen zu springen und wer je 3-4 Meter hohen Wellen abreiten wollte, mußte noch ein Stück mehr aufkreuzen und hatte dann den Adrenalinstoß seines Lebens. Ganz cleane Wellen lassen sich rippen und abreiten, wie es auf Maui nicht besser sein kann! Tom meinte, wenn ihn jemand auffordern würde, den besten Surfplatz für Windsurfer zu zeichnen, würde er diese Bucht abzeichnen.

Als wir uns sattgesehen hatten, ging es daran, das Surfmaterial zu Wasser zu lassen. Vor drei Stunden hatte es vor Sal 4-5 Bft. wir hatten locker 5-6. Entsprechend wurden die 5,3 qm Segel geriggt und die kleinen Boards mit Finnen bestückt. Und dann erlebte ich einen der geilsten Surftage den ich je hatte. Nach kurzer Einfahrzeit fuhr ich Richtung Strand, und schnappte mir die erste kleine Welle, die auf den Strand zulief. Zwei, drei Törns, dann wieder etwas abfallen und zurück ins Glattwasser. Der Winterfrust war schon weggeblasen und die Halsen taten ein übriges, um die Laune zu steigern. Max tauchte plötzlich vor mir auf und gab Zeichen, daß ich ihm nachfahren sollte. Wir kreuzten ein Stück auf, als er plötzlich tierisch abfiel. Vollgas surften wir auf die Sprungschanzen zu, hoben fast gleichzeitig ab und sprangen mindesten 10 Meter weit, wow!

So viel Glück ist kaum zu verkraften, wenn der letzte Surftag schon mindestens zwei Monate zurücklag. Eine kurze Pause am Schiff war angesagt. Ich surfte ans Heck des Bootes und sah schon von weitem die Bojenleine an der das Board mit einem Schäkel festgemacht wird. Über eine Treppe steigt man an Bord und ich bekam von Arnold erst einmal eine Cola in die Hand gedrückt.

Auf der Überfahrt hatten Imre, Arnold und Palada ihr Glück als Hochseefischer versucht. Palada ist Capoverdianer und macht den Schiffsjungen an Board, scheinbar hatte er die besten Köder. Er zog tatsächlich eine Baracuda aus dem Atlantik der mindestens 1,30 Meter lang war. Wolfgang der Koch freute sich und meinte, dann müsse er sich wenigstens keine Gedanken um das Abendessen mehr machen. Ein paar Tage später sollte Jason Prior an Bord kommen. Er ist nicht nur ein phantastischer Windsurfer und prima Typ, er ist auch begeisterter Angler. "Jesus was a fisherman" war einer seiner beliebtesten Ausspüche.

Wir verbrachten den ganzen Tag auf dem Wasser und erkundeten die gesamte Bucht mit unseren Surfbrettern. Hin und wieder sahen wir Wasserschildkröten in dem türkisfarbenen Wasser und konnten ganze Schwärme von Fischen beobachten. An die großen Wellen traute ich mich noch nicht ran, aber das sollte sich in den nächsten Tagen ändern, wenn nur der Wind mitspielen würde.

Am Abend gab es den frisch gefangenen Baracuda. Besseres Fischsteak habe ich noch nie gegessen. Was die Österrericher alles so auf die Beine stellen, Donnerwetter.

Hundemüde fielen wir in unsere Kojen und waren wohl alle sofort eingeschlafen. Die ITOMA lag so ruhig im Wind, daß wir friedlich in den Schlaf geschaukelt wurden. Am nächsten Morgen war der Wind immer noch da!! Ein Blick auf den Windmesser beruhigt die gesamte Happy Mannschaft. Es blieb Zeit für einen Landgang in den kleinen Ort Sal Rei. Schon beim Anlegen an den Steg hört man das Tuckern des Dieselmotors, der die Meerwasserentsalzungsanlage antreibt. Für das gesamte Dorf können 15 Kubikmeter Wasser pro Stunde entsalzt werden. Man lernt schnell, wie wertvoll Trinkwasser ist. So ist neben dem kleinen Hafen das Wasserhaus der Ort, der am häufigsten aufgesucht wird. Geschickt tragen die Frauen große Wasserbehälter auf dem Kopf in die Häuser. Trotz der Knappheit an Wasser gibt es erstaunlich viel Grün im Ort, Bäume und Büsche werden gehegt und gepflegt. Am meisten erstaunt uns Europäer wahrscheinlich der Anblick von blondgelockten, farbigen Kindern. Wenn man um die Ecke kommt und so ein Blondschopf lacht einen an, ist man doch recht erstaunt. Die Vermischung von europäischen Seefahreren und Einheimischen macht diese ungewöhnliche Kombination möglich.

Dass die Kapverden zu den ärmsten Regionen der Welt gehören ist sicherlich überall zu sehen, aber es tut der Zufriedenheit und Freundlichkeit der Capoverdianer keinen Abbruch. In ihren Liedern singen sie immer wieder von der Friedfertigkeit und Heiterkeit des Volkes. Als wir einen Abend ein Konzert einer populären einheimischen Sängerin besucht haben konnten wir es den ganzen Abend hören und spüren. Nicht umsonst wurde die Unabhängigkeit von Portugal 1975 mit friedlichen Mitteln und demokratischen Wahlen erreicht.

So war die Reise nicht nur im Bezug auf das Windsurfen ein voller Erfolg, auch das Kennenlernen dieser, vom Tourismus bisher nahezu unberührten Gegend, hat einen großen Eindruck hinterlassen. Ich wünschte mir, daß die Kapverden einen sanften Tourismus erfahren, der den Inseln und ihren Einwohnern ihre Eigenart läßt und ein wenig zur Entwicklung beitragen würde.

Zurück auf dem Schiff gingen wir natürlich erst einmal Windsurfen. Es war noch schöner als am Tag zuvor. Wir kannten die Bucht, fühlten uns total sicher und die Bedingungen waren einfach 100 prozentig. So wurden es drei wunderschöne Tage vor Boavista und als es hieß Abschied zu nehmen, war jedem Gast die Enttäuschung anzusehen. Die Überfahrt nach Sal war dann ein Erlebnis für sich. In der Nacht bauten sich noch einmal 6-7 Windstärken auf und wir mußten gegen an. Es schepperte und knallte die ganze Nacht und wir waren froh als wir nach 3 1/2 Stunden sicher wieder vor Sal lagen. Wir nahmen nur kurz das Gepäck von Jason Prior und Turtel auf und verzogen uns dann recht schnell auf die Leeseite der Insel, dort war der Wind etwas stärker als vor den Hotels und es reichte gerade zum Gleiten. Aber da Surfen bekanntlich besser ist als Nicht-Surfen, düsten wir mit den Slalomboards die Küste entlang und hatten auch an diesem Tag richtig Spaß.

Als es einen Tag später ans Einpacken ging, reifte die Erkenntnis, daß an Bord alles irgendwann naß wird und man gut daran tut, genügend Shorts und T-Shirts einzupacken. Für die abendlichen Landgänge ist eine Windjacke perfekt. Badelatschen und Turnschuhe gehören ins Gepäck und jede Menge Sonnencreme. Trotz des Spritzwassers kann man bedenkenlos Videokameras oder Photoapparate mit an Bord nehmen, sollte jedoch immer an einen Schutz denken. Meine mitgenommenen Plastiktüten haben nicht geschadet. Gesurft wird im Shorty, wer lange nicht gesurft hat, sollte eine Woche vor der Reise mit Hände täglich mehrmals mit Hirschtalg eincremen. So bleiben einem offene Schwielen erspart. Die heilen im Salzwasser nie und stören bei Surfen gewaltig. Die Jungs von der ITOMA unternehmen alles Erdenkliche um an Bord keinen Wunsch unerfüllt zu lassen, wer am Anfang der Reise etwas Schokolade oder Nutella mitbringt, hat während seines Aufenthalt an Bord mindestens 4 neue Freunde gewonnen.

Bitte denkt daran, daß man an Bord nur sehr begrenzt telefonieren kann und auch bei den Landgängen nicht immer ein Telefon zur Verfügung steht.

Unsere Reise endete mit einem gigantischen Abschiedsessen an Bord und dem abendlichen Abflug nach Frankfurt. Nicht nur das Schwanken des Schiffs hat uns gefehlt, als wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten, auch der österreichische Dialekt und die Aussicht in zwei Tagen wieder vor Boavista zu liegen ließ uns schweren Herzens Abschied nehmen. Kommt's halt wieder, hat der Max zum Schluß dann noch gesagt.

Im Sommer cruist die ITOMA durch die Ägeis und ist sehr bequem von Rhodos aus zu erreichen. Und weil es so schön war habe ich beschlossen Ende September 1999 eine spezielle Reise der Buchungsstelle Berlin zu planen. Wenn ihr interessiert seid, würde ich mich freuen von euch eine kurze Nachricht diesbezüglich zu erhalten.

Ansonsten wünsche ich dir ein phantastisches 1999 mit sehr viel Wind. Und wenn es mal nicht so doll bläst, immer daran denken, Surfen ist immer besser als Nicht-Surfen.

Dein Klaus Krawelitzki / Happy Berlin